Schachverein Ströbeck
 


 „Die Schachpartie“ Lukas Hugensz. Van Leyden, um 1508 (Kurierspiel)

Kurierschachbrett-Figuren aus dem 3D- Drucker

 „Die Schachpartie“ nachgestellt mit von Vereinsmitgliedern genähten Kostümen


Neben dem bekannten Schach wurde in Ströbeck bis Anfang des 19.Jh. das während des Mittelalters gebräuchliche Kurierschach gespielt. Die Spielregeln des Ströbecker Kurierschachs hat Gustavus Selenus in dem ersten deutschsprachigen Schachlehrbuch, das im Jahr 1616 erschien, beschrieben.

Auf dem Programm des 1. Harzer Schachkongresses zu Ströbeck von 1885 ist noch ein Wettkampf im Kurierschach ausgeschrieben. Die hier aufgeführten Regeln stammen aus diesem Programm.

 

Regeln für das Kurierschach:

Das Kurierspiel wird auf einem Brett von 12 x 8 = 96 Feldern gespielt. 

Ein schwarzes Eckfeld zur Rechten; von dort an gerechnet werden die 12 großen Figuren so aufgestellt: Roch (Elefant), Ross (Reiter), Alte (Alfil), Kurier, Mann (Rat des Königs), König, Königin (Fers), Schleich (Rat der Königin), Kurier, Alte, Ross, Roch.

In der zweiten Reihe stehen 12 Bauern


Man spielt sofort als Anzug die 4 Roch- (Turm) und die zwei Königin-Bauern zwei Schritte und lässt auch die Königin, wie nach den Ströbecker Schachregeln, im ersten Zuge ins dritte Feld springen. (Ströbecker Tabiya)



Gangart der Figuren im Überblick:




- - - - - - springende Gangart, auch über andere Figuren

---------- ziehende Gangart, kein Überspringen möglich


- - - - - - springende Gangart, auch über andere Figuren

---------- ziehende Gangart, kein Überspringen möglich

Der König zieht und schlägt wie der König nach FIDE - ein Feld in jede Richtung. Der Roch (Turm) zieht und schlägt wie der Turm nach FIDE - gerade auf Reihen und Linien. Das Ross (Springer) springt und schlägt wie der Springer nach FIDE -  immer zwei Felder waagerecht und dann ein Feld senkrecht oder umgekehrt. Der Kurierschach-Bauer zieht nach der Tabiya immer nur ein Feld vorwärts und schlägt wie üblich diagonal. Daraus folgt, dass es ein Schlagen „en passant“ nicht geben kann. 
Die besondere Art und Weise des Partiebeginns („Ströbecker Tabiya”) und die Umwandlung eines Bauern („Freudensprung“) werden später ausführlich erläutert. 

Der Mann (Geheimer Rat des Königs) zieht wie der König, also ein Feld diagonal oder gerade; er darf aber geschlagen werden. Ihm kann nicht Schach geboten werden. Der Schleich (Kurzweiliger Rat der Königin) zieht nur ein Feld gerade in alle vier Richtungen. Obwohl er zum Kurierschach gehört, moderiert der Schleich seit vielen Jahren unser Lebendschach-Ensemble und gilt sogar als sein Symbol. Die Königin zeigt wie der Bauer eine stark veränderte Zugweise. Im Vergleich zur Dame ist ihre Beweglichkeit enorm eingeschränkt: Sie kann lediglich ein Feld diagonal ziehen und gegebenenfalls schlagen. Folglich kann sie auch niemals die Farbe des Feldes wechseln. Der Kurier zieht wie der Läufer nach FIDE - diagonal beliebig weit, wobei er andere Figuren nicht überspringen darf. Der Alte (Alfil) ist eine springende Figur. Er zieht und schlägt ähnlich dem Läufer, jedoch immer nur genau zwei Felder diagonal in alle Richtungen. Er kann dabei wie das Ross andere Figuren überspringen, ohne diese zu schlagen. 

Im Übrigen sind die Ströbecker Schachregeln maßgebend.

Ströbecker Schachregeln:

1. Jeder Spieler hat in der rechten unteren Ecke ein schwarzes Feld.

2. In der Ausgangsstellung rücken jeweils die Randbauern, die Königin Bauern und die Königin zwei Felder vor (Ströbecker Tabiya).

3. Alle Bauern dürfen während des Spiels nur einen Schritt nach vorn gesetzt werden, wodurch es auch kein Schlagen im Vorübergehen gibt.

4. Eine Rochade findet nicht statt.

5. Sobald der Bauer die gegnerische Grundreihe erreicht, darf er zwar nicht geschlagen werden, sich aber auch noch nicht umwandeln! Dieser Bauer erhält die Möglichkeit, mit drei  Doppelschritten rückwärts, genannt „Freudensprünge“, in eine beliebige Figur der gleichen  Farbe umgewandelt zu werden (außer König). Dabei darf sich auf der Linie des Umwandlungsbauern keine andere Figur befinden. Während der Sprünge darf der Bauer keine andere Figur schlagen, kann jedoch geschlagen werden. Diese Sprünge müssen nicht sofort und nicht unmittelbar nacheinander durchgeführt werden, einen günstigen Zeitpunkt der Durchführung wählt der Spieler. Der Umwandlungsbauer sollte sinnvollerweise  gekennzeichnet werden. Erst mit Erreichen der Ausgangsreihe muss der Bauer sofort in eine andere Figur umgewandelt werden. 



 

Die Kinder spielen hier in den neuen Bauernkostümen.


                 

Wertigkeit der Figuren:

 Ströbecker Kurierschach - Figurensatz



König Mann Königin Schleich Kurier Ross Alte Roch Bauer

Die Figuren stammen aus dem 3D- Drucker und gehören zum Schachbrett, welches zukünftig als Gewinn beim Kampf um Bretter und Steine entgegen genommen werden kann. 




Vergleich des heute üblichen Schachspiels mit dem Kurierschachspiel


An der Möglichkeit, das ströbecker Kurierschach online spielen zu können, arbeiten wir noch. 

Aber Kurierschach, wie es anderswo üblich war, können Sie bereits jetzt hier spielen.